Realismus pur in neuem WRC-Game
Fans von Rallye-Simulationen auf PC, PS3 und xBox dürfen sich freuen, die Features des für Herbst geplanten WRC-Games scheinen alle bisherigen Grenzen zu sprengen.
Fahrer und Beifahrer bei. Sondern auch die vielen Features, die für ein reales Rallyeerlebnis sorgen sollen.
"Alle Locations und alle Prüfungen der WRC sollen bis ins kleinste Detail originalgetreu wiedergegeben werden", erklärt Spieleentwickler Fabio Paglianti. Und dazu hat man keine Mühen gescheut: "Wir haben Fotografen an alle Rallyestrecken auf der ganzen Welt geschickt, auf denen die echten Prüfungen stattfinden. Sie haben von sämtlichen Locations insgesamt etwa 27.000 Bilder gemacht, damit jedes kleine Detail festgehalten werden kann."
Dabei ging es der Softwareschmiede aber nicht nur um die Pisten selbst, sondern auch um die typischen Elemente der Umgebung. "Denn die WRC ist Motorsport, der in der freien Natur stattfindet", betont Paglianti. "Uns war wichtig, die Natur und die Untergründe wiederzugeben. So haben wir über 40 verschiedene Arten von Untergründen simuliert: Gras, Schotter, Sand, vereisten Asphalt, nassen Asphalt und so weiter." Jeder Busch am Straßenrund wurde realistisch wiedergegeben. Aber: "All diese Elemente sind nicht nur visuelle Effekte, sondern es sind auch physische Effekte."
Denn eine der wichtigsten Neuerungen bei diesem Spiel ist, dass die physische Reaktion des Autos auf die unterschiedlichen Arten von Terrain simuliert wird. Das heißt konkret: Kommt der Fahrer von trockenem auf nassen Asphalt, wird auch das Handling des Autos anders. "So kann der Spieler ein Verständnis für die unterschiedlichen Bedingungen und die unterschiedlichen Untergründe entwickeln und lernen, das Auto bei verschiedensten Bedingungen zu beherrschen. Da spielt auch das Wetter eine Rolle", so Paglianti.
Regen in Irland, Sonne in Jordanien
"Wir orientieren uns dabei an den typischen Bedingungen der einzelnen Läufe. In Irland kann es also zum Beispiel regnen, in Jordanien nicht", führt er weiter aus. "Die Idee ist, dieselben Bedingungen bei einer Rallye zu simulieren, mit denen es auch die Fahrer während des Laufs zu tun haben. Der Spieler soll eine reelle Erfahrung machen. Das unterscheidet das Spiel auch von anderen Games, bei denen Rundstreckenrennen simuliert werden. In der Rallye gibt es viel mehr Variablen. Damit sollen nicht nur die Fans einen Eindruck davon bekommen, was bei einer Rallye alles mitspielt, sondern auch Spieler, die den Sport noch nicht kennen."
Der Spieler soll sich im virtuellen 3D-Cockpit fühlen wie Sébastien Loeb und Co. So kann er auch seinen Fahrstil den Gegebenheiten anpassen und zum Beispiel per Handbremse durch die Kurven driften. "Wir möchten dem Spieler auch das Gefühl vermitteln wie es ist, wenn das Auto an Grip verliert", schildert der Entwickler. Doch nicht nur das physische Handling des Autos wird simuliert, sondern auch die Sounds: "Wir haben auch den Funkverkehr mit dem Beifahrer, der Pilot kann also hören, wie der Beifahrer den Aufschrieb vorliest - in fünf Sprachen - um zu wissen, was als Nächstes auf ihn zukommt."
Auch Schäden, die man sich bei einem Ausritt zuziehen kann und ihre Auswirkungen auf das Fahrverhalten des Autos werden simuliert. Bei ihrer Arbeit bekamen die Entwickler auch viele Informationen der WRC-Piloten, Beifahrer und Teams. "Um alle Details wiedergeben zu können, sind wir mit den Fahrern und den Teams alle reellen Umstände bei einer Rallye durchgegangen", erklärt Paglianti. Zudem sind er und seine Kollegen selbst im Rallyeauto mitgefahren, um Verhalten und Reaktion desFahrzeugs kennenzulernen.
Abstimmungsarbeit im Servicepark
Doch im Rallyesport geht es nicht nur darum, mit einem Auto über eine Piste zu heizen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abstimmung. "Das Auto kann vom Fahrer während der Rallye neu eingestellt werden und im Servicepark hat das Team Zeit, am Auto zu arbeiten", erklärt Paglianti. "Wir haben beschlossen, das im Spiel ebenfalls umzusetzen, damit der Spieler herausfindet, welches die wichtigsten Teile an Auto und Abstimmung sind, die er verändern sollte. Man kann sich also eine Strategie zurechtlegen, welche Änderungen man im Service am Auto vornimmt."
Ein weiteres Feature des neuen WRC-Games ist der Karrieremodus: "Durch unsere Gespräche mit den verschiedensten Fahrern, von den Junioren bis zu den Spitzenleuten, haben wir auch gelernt, welchen Weg ein Pilot während seiner Karriere bestreiten muss und welche Meisterschaften er fahren muss, um in die WRC zu kommen. Wir haben also ein System entwickelt, mit dem der Spieler diesen Weg nachverfolgen kann, vom Anfang bis zur Spitze der Meisterschaft." Man kann also klein anfangen und sich schrittweise bis auf WM-Niveau steigern.
Und was sagen die echten WRC-Piloten über das neue Spiel? Ford-Fahrer Mikko Hirvonen ist gespannt, ob sich die vielen einzelnen Aspekte des Rallyesports, wie zum Beispiel das unterschiedliche Handling auf unterschiedlichen Untergründen, wirklich orginalgetrau wiedergeben lassen: "Wenn sie das hinkriegen, dann wird das wieder ein großer Schritt nach vorn. Es ist faszinierend, was man heute mit Computern machen kann", meint der Finne.
"Die Entwicklung ist in den vergangenen Jahren sehr schnell vorangeschritten", ergänzt Petter Solberg. "Es ist schon fast erschreckend nah an der Realität. Die Leute gehen mit so viel Leidenschaft an die Arbeit, an die Grafiken und alles, wie wir beim Fahren." Einen Unterschied zur Realität gibt es laut Solberg aber schon: "Es ist viel billiger, ein Auto in einem Game zu crashen als in der Wirklichkeit. Aber es geht bei beidem um den Wettbewerb, darum, mit anderen Leuten zu spielen und der Beste zu sein."