Habe diesen Artikel zu dem Game gerade entdeckt und es hört sich sehr gut an
Mafia 2 hat das Zeug zum GTA4-Killer
Das Gangsterspiel "Grand Theft Auto 4" war der Hit des vergangenen Jahres. Im Herbst 2009 kommt nun der zweite Teil von "Mafia" heraus – und könnte sich die Krone des Genres zurück erkämpfen. Das Spiel will neue Wege gehen: Großer Aufwand wurde von den Programmierern etwa bei der "künstlichen Intelligenz" betrieben.
Der kleine Fischladen sieht harmlos aus. Sie sind Mafioso und sollen dem Inhaber klarmachen, dass er Ihrem Boss Schutzgeld zu zahlen hat – oder die Konsequenzen tragen muss. Der Mann zögert und ist zickig, will keine Kohle rausrücken. Zur Warnung zerschießen Sie einen Tisch, der in tausend Stücke zerbröselt. Dann ist der Stuhl an der Reihe, danach die Lampe. Der Ladeninhaber ist ein harter Hund und lässt sich von dem Geballer nicht beeindrucken. Sie feuern auf die Tür, auf Gläser und Vitrinen. Überall liegen Scherben und Holzteile herum, aber der Fischhändler gibt nicht auf. Da der Boss nichts von Töten gesagt hat, ziehen Sie irgendwann wieder ab.
Nachdem Sie weg sind, kommt die Polizei und schließt den Laden. Ist ja eh alles kaputt. Und der bisherige Besitzer hat auch kein Interesse mehr daran, taucht nicht wieder auf. Dafür kommt ein neuer, renoviert das kleine Geschäft und eröffnet es wieder – als Drogerie. Das freut den Boss, denn damit ist ein neuer „Kunde“ gewonnen.
„Wir haben im Spiel unglaublich viele Sachen, die der Spieler zerstören oder womit er sonstwie etwas anfangen kann“, so Michal Janacek von 2K Czech. Das Studio im tschechischen Brünn hieß früher Illusion Softworks, wurde 2008 von Take 2 gekauft und arbeitet schon seit fünf, sechs Jahren an Mafia 2. Der Vorgänger „Mafia“ kam auch von den Tschechen, dazu Titel wie „Hidden & Dangerous“ und „Vietcong“.
Was kaputt geht, bleibt kaputt
Oft mangelt es in Computerspielen an der gewissen Konsequenz: Manche Scheiben lassen sich zerstören, andere nicht, Türen gehen kaputt, Holzwände indes halten jedem Beschuss stand. Mafia 2 will neue Wege gehen. Der Spieler kann alles zerstören, und das Zerstörte wird nicht einfach wie von Zauberhand wieder ganz, sondern sinnvoll erneuert und dann in die Spielumgebung eingebaut. Darauf haben Spieler lange gewartet.
Die Story ist dagegen recht konventionell: Der Spieler schlüpft in die Haut von Vito Scaletta, der in der Stadt Empire City lebt. Vorbild war New York – wieder einmal mal und wie schon in „GTA 4“. Die roten Backsteinhäuser sind wieder da, die Brücken und die Hochbahn sowieso. Vito wird bei einem krummen Ding erwischt, soll in den Knast und wird vor die Wahl gestellt: entweder einsitzen oder einziehen – als Soldat in den Zweiten Weltkrieg.
Vito wählt den Krieg, kommt mit heiler Haut durch und kehrt nach Hause zurück. Sein Freund Joe überzeugt ihn, dass der Ehrliche so langweilig wie brotlos ist, und Vito wählt erneut die schiefe Bahn. Von da an spielen Sie Vitos Rolle und müssen Aufträge erledigen, um in der Gangster-Organisation aufzusteigen. Also: Botenfahrten, Leute zusammenschlagen oder auch töten und – wie anfangs beschrieben – Läden verwüsten.
Sie fahren mit Autos durch die Stadt, reden mit anderen Spielfiguren und erleben deren Geschichte mit. Passend zur Zeit, in der die Geschichte spielt, sind natürlich auch die Autos: klassische Modelle aus den 30er- bis 50er-Jahren. Große Schlitten, breite Heckflossen, viel Chrom und natürlich allesamt Spritfresser – so war das damals.
Dein Auto, das geliebte Wesen
Sind die Gangster-Schlitten sonst Einwegartikel, die man klaut, zu Schrott fährt und dann irgendwo stehen lässt, so soll der Mafia-2-Spieler sein Gefährt lieben lernen. Denn er kann es tunen, bessere Motoren einbauen, muss Schäden reparieren lassen oder verpasst der Karre eine andere Farbe. Das ist auch besser, wenn die Polizei hinter Ihnen her ist. Natürlich kostet das alles Geld und Sie werden ihre Autos schon allein deshalb hegen und pflegen.
Welche Version ist die schönste?
Mafia 2 soll beim Erscheinen im Herbst PC- und Konsolenspieler glücklich machen. In einer Ecke des Studios stehen daher drei große Flachbildschirme nebeneinander. Darüber kleben jeweils Zettel, auf denen handschriftlich steht: PS 3, PC, Xbox 360. Auf allen drei Monitoren läuft das Spiel – und die PS-3-Version hat die leuchtenderen Farben, wirkt schärfer und auch brillanter. Dass es große, wahrnehmbare Unterschiede zwischen den Versionen geben wird, bestreiten die Programmierer aber: „Auch wir haben die Möglichkeiten, die die PS- 3-Hardware bietet, nicht voll ausgenutzt. Das hat bislang noch niemand gemacht“, so Programmierer Martin Brandstätter. „Die Unterschiede zwischen den Plattformen sind fast unsichtbar, die Versionen sind identisch.“
Was die Technik betrifft, haben die Tschechen eine so genannte „Illusion Engine“ völlig neu programmiert. Diese Engine berechnet das Licht, die Bewegungen und die Naturgesetze im Spiel. Großer Aufwand wurde auch bei der „AI“ getrieben. Das ist die Abkürzung für „artificial intelligence“, auf Deutsch „künstliche Intelligenz“. In diesem Bereich werden die Reaktionen der Gegner und der anderen Spielfiguren erzeugt. Was etwa passiert, wenn man auf jemanden schießt, steuert die AI. So suchen Gegner unter Beschuss Deckung und versuchen selber zu feuern, ohne getroffen zu werden, Sie wechseln die Positionen und verhalten sich so, wie echte Gangster das tun würden.
Aber die AI macht noch mehr: Sie steuert Menschen, die einfach durch die Straßen laufen, die man aber ansprechen kann, sie sorgt dafür, dass die Autos sich sinnvoll bewegen und lenkt auch die Kumpane von Vito. Im Spiel wird jedenfalls vieles so gesteuert, es gibt kaum vom Programmierer vorgegebene Ereignisse. Sehr viel Aufwand wurde auch bei der Erstellung der so genannten „Todesanimationen“ betrieben. Es gibt mehr als 50 bewegte Darstellungen der Art und Weise, wie eine Spielfigur getroffen wird. Je nachdem, ob ein Schuss ins Bein geht, in den Arm oder in den Rumpf, fällt die Figur anders. Auch die Durchschlagskraft der Waffe und die Richtung, aus der der Schuss kommt, werden berechnet. Hergestellt wurden diese Szenen mit echten Schauspielern, die dann elektronisch ins Spiel gebeamt wurden.
Wetter sorgt für Dramatik
Komplettiert wird das alles von Wettereffekten und einem dicht gewebten Geräuschteppich. Während das Wetter in vielen anderen Titeln per Zufall gesteuert wird, werden in Mafia 2 prasselnde Regenschauer, Blitz und Donner benutzt, um bestimmte Story-Teile spannender erzählen zu können. Dramatisch und unglaublich dicht wirken aber alle Geräusche im Spiel: Aus Stimmen und diversen Verkehrsgeräuschen entsteht ein Klangteppich, der sich anhört wie auf einer Straße im echten New York.
Und noch eine gute Nachricht für deutsche Spieler mit Englisch-Defiziten: Es wird eine komplett synchronisierte, ungeschnittene Fassung geben, in der alle gesprochenen Texte deutschsprachig sein werden. Ganz klar ist auch: Mafia 2 wird ein harter Actiontitel und ist nichts für Kinder und Jugendliche.
Spiel des Jahres?
Vorschusslorbeeren sind so eine Sache. Als Redakteur kann man vor dem Test immer nur das beurteilen, was der Hersteller zeigen möchte. Und das sind nicht die Fehler, die es in der Regel noch gibt. Was Take 2 jetzt aber von Mafia 2 gezeigt hat, lässt Großes vermuten. „Das wird GTA 4 toppen“, versprach ein Pressesprecher vor der Präsentation.
Der Mann hatte Recht, nimmt man die uns gezeigte Version als Grundlage. Die Mafia-Welt wirkt wegen der Geräuschatmosphäre, der realistischen Bewegungen der Figuren, der stimmigen Geschichte und vor allem wegen der vielen Gegenstände, mit denen der Spieler etwas anstellen kann, unglaublich echt.
Die Perfektion bei der Programmierung ist gigantisch, Take 2 und das 120 Mann starke Entwicklerteam versuchen, an alles zu denken und alles richtig zu machen. Ob das gelingt, wissen wir im Herbst.
Quelle: Welt.de
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »T.M.« (26. Mai 2009, 11:53)