Nicht persönlich gemeint, Skorpio, aber es gibt tatsächlich noch Leute, die die Ich-hab-mir-eine-Rippe-entfernt-um-mir-selbst-einen-zu-blasen Gerüchte glauben?
Krass...bin jetzt seit '99 Manson-Fan, damals gingen die schon rum....
Schade, was aus Manson geworden ist...der hat meiner Meinung nach den Zeitpunkt verpasst, rechtzeitig sein "Image" zu ändern. Hört sich vielleicht blöd an, aber so ein Image baut man sich auf und stirbt dann irgendwann - oder man zieht es nicht richtig durch und wird dann so wie Manson jetzt. Kaputte Stimme, Bauch, keine Relevanz mehr im Musikgeschäft. Ich hab hier auch noch die Autobiografie von ihm rumliegen (kam raus, kurz bevor der weltweite Durchbruch kam), in der er darüber erzählt, wie sehr er Süchtige verachtet, dass jeder die Macht hat, seine Sucht zu kontrollieren - heute ist er selbst ein Alki und Kokser vor dem Herren....
Manson war eine zeitlang wirklich relevant - nur ist ihm das krass zu Kopf gestiegen, er ist genau das geworden, was er früher immer so sehr gehasst hat. Mainstream. Und als er nicht mehr zum Mainstream gehörte, gab es bei ihm einen Bruch....
Ich höre immer noch gerne seine Musik, auch die letzten Alben fand ich nicht schlecht - auch wenn die verkaufstechnisch totale Rohrkrepierer waren. Trotzdem schalte ich mittlerweile um, wenn ich irgendwo Livemitschnitte im Fernsehen oder so sehe. Denn Manson hat sein eigenes Image überlebt, übrig geblieben ist nicht mehr der Reverend, der God of Fuck. Übrig geblieben ist einzig allein Brian Warner, ein Mensch wie du und ich, der fett und alt wird und dessen Stimme mittlerweile ohne Studio klingt, wie ein schlechter Witz... das alles ist ok und nicht zu beanstanden, nicht falsch verstehen! Aber zu der Figur "Marilyn Manson" passt das schon lange nicht mehr. Die Figur Marilyn Manson war eine Persönlichkeit, die über alles stand. Die alles unter Kontrolle hatte, die vor jugendlicher Wut und Vitalität strotzte. Marilyn Manson hat mit Verachtung auf die Welt hinunter geblickt und hat das auch sehr deutlich gemacht. Leider konnte er seine eigenen Maßstäbe nicht einhalten.
Wenn man solche Musik mit dementsprechenden Texten macht, muss man echt aufpassen, dass man nicht irgendwann zur Lachnummer verkommt. Ich finde, an Trent Reznor sieht man gut, wie man es schaffen kann. NIN hat sich auch durch Lebensverachtung, Wut und Aggression ausgezeichnet. Reznor hat aber den Punkt erwischt, irgendwann aus dieser Einbahnstraße hinaus zu kommen und relevant zu bleiben. Auch wenn ich die alten Sachen mit dem wütenden, verzweifelten Reznor lieber mag, er hat es geschafft, den Bogen bis in sein jetziges "Hab jetzt Frau und Kinder und bin endlich glücklich" Leben zu spannen und dabei glaubwürdig zu bleiben.
Hört sich hart an, aber Marilyn Manson hat sich ein Image aufgebaut, an dessen Ende als Konsequenz nur Selbstmord/Tod stehen konnte. Aber er ist immer noch da, er will uns in seinen Vierzigern immer noch mit denselben Sachen "beeindrucken", mit denen er es schon vor 20 Jahren gemacht hat. Doch das funktioniert nicht mehr, solang er versucht, das als "real" zu transportieren. Marilyn Manson ist zu einer wirklichen Freakshow verkommen, nicht auf die gute Alice-Cooper-Weise, sondern auf die "Scheiße ist das peinlich aber ich muss trotzdem hingucken" Weise.
Marilyn Manson hätte schon vor langer Zeit sterben müssen, um das Gesamtkunstwerk zu einem würdigen Abschluss zu bringen. Klingt seltsam, wenn ein Fan das sagt, aber mir geht es dabei nicht um den Menschen, sondern um das "Konzept". Denn abgerechnet wird halt zum Schluss, da ist es egal, ob du mal relevant warst und jung, das zählt dann nicht mehr. Höchstens, wenn du die Kurve bekommen hast. Nehmen wir z.B. mal Jim Morrison. Bis heute eine Ikone - doch was wäre passiert, wäre er nicht gestorben? Klar, man kann sagen: Boah, der hätte noch tolle Bluesalben aufgenommen und wäre als Dichter noch größer rausgekommen.
Doch stimmt das wirklich? Ich bin jetzt 2 Jahre älter, als Jim Morrison geworden ist. Und doch sah er am Ende aus, wie mein Vater/Großvater. Er stand quasi kurz davor, wo Manson jetzt ist. Er ist seinem Image entwachsen - der Unterschied ist, dass er das Image hasste und Manson sich seines selber konstruiert hat. Morrison ist gestorben und zur Legende geworden, was für seinen Erfolg unheimlich wichtig ist. Manson hat vieles propagiert, verdammt und angeklagt - und ist dabei seinem Image nicht treu geblieben.
Meine Sicht der Dinge