Interview: Klaus Teubers Siedler von Catan auf der Xbox 360
Big Huge Games hat das deutsche Brettspiel für Xbox Live Arcade umgesetzt
1999 erschien die PC-Umsetzung des nicht nur in Deutschland beliebten Brettspiels "Die Siedler von Catan", auch als Browser-Spiel ist Catan längst zu finden - nun folgt die Xbox-360-Version zum Download über Xbox Live Arcade. Golem.de sprach mit Catan-Erfinder Klaus Teuber über die Umsetzung durch Big Huge Games, warum es deutsche Brettspielentwickler in den USA leichter haben als ihre Videospielkollegen und wie es der jungen Online-Community PlayCatan geht.
Mit über 10 Millionen verkaufter Einheiten zählt "Die Siedler von Catan" zu den bekanntesten und erfolgreichsten Brettspielen in Europa - und soll sich auch in den USA recht gut verkaufen. Das Spiel versetzt die Spieler in die Rolle eines Kolonisten auf einer neu entdeckten Insel; es gilt sich Ländereien zu sichern, Tauschhandel um Rohstoffe zu betreiben und auch eine gewisse Portion (Würfel-) Glück ist vonnöten.
Catan für die Spielekonsole beinhaltet nur das Basisspiel, nicht die Erweiterungen. Dafür wurden aber Hausregeln wie der "Freundliche Räuber" integriert. Über Xbox Live können vier Spieler gemeinsam Catan spielen und dabei auch per Headset miteinander kommunizieren. Die Mitspieler können durch die Aktivierung von Animationen beglückwünscht oder auch verhöhnt werden.
Wer gerade keine Mitspieler findet, kann auf laut Klaus Teuber auf teils recht starke künstliche Gegner zurückgreifen. Dazu stehen 13 historische Persönlichkeiten wie z.B. Alexander und Cleopatra zur Verfügung, die sich in Spielstil und Schwierigkeitslevel unterscheiden.
Teuber zeigte sich im Gespräch recht begeistert von der KI des Spiels, die ihn beim ersten Mal durch ihre Spielstärke positiv überrascht habe. Dabei könnten abhängig von der Einstellung auch sehr sehr gute Spieler noch auf die Nase fallen - das passierte Teuber selbst, als er das Spiel das erste Mal auf der höchsten Spielstufe vor sich hin spielte. Anders als bei der 8 Jahre alten PC-Umsetzung "Catan - Die erste Insel" sei das Spiel auch eine Herausforderung für erfahrene Spieler.
Wenn es um das Handeln mit und Taktieren gegen die KI geht, gibt es aber wieder Ähnlichkeiten zwischen den Spielen: "Das war schon bei der ersten Insel ganz schön, dass die Charaktere ein Bisschen etwas von sich gegeben haben, sich geärgert haben, man hat gemerkt huch der ist jetzt sauer auf mich und auch bei der Xbox-Version ist es so, dass man eine Reaktion bekommt", so Teuber. Mit dem Spiel am Brett könne man das natürlich dennoch nicht vergleichen, aber Teuber nennt es einen sehr schönen Ersatz.
Während der Entwicklung der Xbox-360-Version von Catan stand Teuber in intensivem Kontakt mit Big Huge Games. Auf die Frage nach seinem Interesse von weiteren Spiele-Umsetzungen seitens des Spielestudios erklärte Teuber: "Natürlich, ich bin da offen für, von Big Huge Games war ich sehr begeistert, man muss nur auf mich zukommen."
Ob in Zukunft auch noch die drei Erweiterungen des von Kosmos verlegten Brettspiels - Seefahrer, Städte & Ritter und das gerade erschienene Händler & Barbaren - für das Xbox-360-Spiel angeboten werden, konnte Teuber noch nicht sagen. "Aber vielleicht wird es noch umgesetzt, ich hoffe es sehr. Ich denke mal, das wird sicherlich auch ein Bisschen vom Erfolg abhängen, es kostet ja Geld das zu programmieren", so Teuber, der auch hofft, dass sich sein Spiel auf der Xbox 360 durchsetzt.
Auf die Frage, wo denn Catan für die Xbox 360 am meisten ankommen wird, erklärte Teuber nach kurzem Überlegen: "Relativ zur Bevölkerungsdichte würde ich sagen in Holland - das sind die allergrößten Fans von Catan. In Relation zur Bevölkerung sind dort die meisten Brettspiele verkauft worden. [....] Und natürlich auch in Deutschland, klar, aber in USA auch, da haben wir schon sehr viele Brettspiele verkauft".
Vom großen Videospielmarkt Großbritannien erhofft sich Teuber hingegen nicht so viel: "Das ist [...] ein leerer Fleck, den man von Amerika aus mit Spielen bedient. Aber dort gibt es halt nicht so eine [Gesellschafts-] Spielekultur oder Spielestruktur wie wir sie in Deutschland oder Holland haben. Oder in in Nordeuropa, Europa generell - und die jetzt auch in Amerika zu wachsen beginnt." Durch die "German Games", wie sie in Amerika genannt werden, sei die dortige etwas "starre Struktur der Tabletabletop-Spiele, Kriegsspiele usw. mehr in Richtung Familienspiel aufgebrochen worden."
Dass es dabei Entwickler von Gesellschaftsspielen einfacher haben, in den USA mit ihren Spielen Erfolg zu haben als Entwickler von Computer- und Videospielen, liegt Teuber zufolge vielleicht auch daran, dass diese Spiele dort schon lange verfügbar waren. Brettspiele waren in den USA hingegen kaum anzutreffen: "Da gab es ja außer ein paar Spielen wie Risiko und Monopoly wenig. Es ist eine echte Marktlücke aufgetan worden." Mittlerweile gibt es dort eigene Läden, die sich den German Board Games widmen. Bei Computerspielen ist das kaum denkbar: "Es ist sehr sehr schwer in so einen Bereich einzudringen, der schon sehr stark vertreten ist", bestätigt Teuber.
Man sehe das auch bei Büchern, merkt Teuber an, "es ist sehr schwer im Buchbereich als deutsche Autoren in Amerika irgendwo Bücher zu platzieren. Ich weiß das von Frau Gablé." Rebecca Gablé von Ehrenwirth, eine deutsche Autorin historischer Romane, hat auch den historischen Roman "Die Siedler von Catan" geschrieben. Von ihr habe er erfahren, dass es nur sehr wenigen Autoren gelingt, in den USA Fuß zu fassen. "Ich denke mal es gibt in Amerika auch sehr viele gute Autoren, die historische Romane schreiben und das ist halt auch ein gesättigter Markt."
Unterschiede in der Computer- und Brettspiel-Entwicklung gibt es laut Teuber vor allem dadurch, dass man das Brettspiel jederzeit testen kann. "Bis zum Ende kann man sich im Prinzip auf einem sicheren Boden bewegen." Beim Computerspiel habe man zwar ein Konzept, könne es aber zu Beginn gar nicht ausprobieren. Teuber vergleicht das mit einem Balanceakt auf dem Seil, beim Brettspiel wisse man hingegen woran man ist. Von der Entwicklungszeit her brauchte aber auch sein Brettspiel "Die Siedler von Catan" gut drei Jahre. Auch bei Brettspielen werden Mitspieler zum Testen benötigt, die zwar nicht ständig belastet werden dürften ("die haben dann auch keine Lust mehr"), ohne die man aber keine Aussage treffen kann, ob das Spiel richtig unter die Haut geht.
Bei Teuber testet die Familie mit, seine Söhne haben auch Catan für die Xbox 360 schon ausprobiert. Teubers Gemahlin war in dem Fall weniger interessiert, sie ist keine "elektronische Spielerin". Auch Teuber mag es lieber, mit anderen zusammen am Tisch zu sitzen und zu spielen. Von längeren Computerspielen, in denen sich die Menschen eine zweite Existenz aufbauen, hält er nicht viel: "Es gibt ja da so richtige Spielewelten in denen manche ihr Leben verbringen und dem stehe ich ein Bisschen kritisch gegenüber. [...] World of Warcraft. Wo man dann schon sein richtiges Leben verlieren kann." Die nicht ganz ernst gemeinte Frage ob es mal ein World of Catan geben kann, verneint Teuber deshalb wenig überraschend: "Nee, sowas würd' ich auch gar nicht machen." Ihm schweben eher einzelne Spiele vor, weniger die Existenz im virtuellen Leben.
Allerdings gibt es durchaus Browserspiele, die Leute ebenso an den Rechner binden, wie World of Warcraft. Im März 2007 ist Teubers eigene Online-Spielewelt PlayCatan.com offiziell gestartet. Hier kann im Browser beispielsweise kostenlos die Basisversion von "Die Siedler von Catan" mit anderen gespielt werden, auch die Würfelspiele gibt es dort. Den vollen Zugriff auf alle Browser-Spiele gibt es für monatlich 4,90 Euro. "Wir haben jetzt [...] knapp 1.200 registrierte User, die auch einen Premiumaccount haben und zahlen.", so Teuber zufrieden. Zusammen mit den nicht zahlenden Normal-Accounts seien schon 6.800 im Spiel, "und das ist schonmal für den Start eine sehr schöne Zahl." Noch sei diese nur auf Deutschland bezogen, aber eine internationale Catan-Onlinewelt sei bereits in Arbeit. Vor allem für schnelles Spiel, zum Beispiel für die Mittagspause, ist laut Teuber ein Bedarf da.
Teuber sieht ein Zusammenwachsen von Internet- und Brettspielen: "Wenn man mal keine Leute hat, kann man sagen, ok, ich geh mal in die Community rein und gucke wer jetzt gerne z.B. Catan spielen würde und kann dann elektronisch das Spiel spielen, neue Leute kennen lernen." In der Catan-Onlinewelt wurden die virtuellen Städte deshalb nach Postleitzahlen geordnet, die Leute lernen sich kennen und können sich treffen. Auch Teuber selbst nutzt diese Möglichkeit. "Das ist eine wunderschöne Verknüpfung von Internet und Brettspiel, dass man auch Leute überregional kennen lernen kann."
Auf der Xbox 360 wird "Catan" über Xbox Live Arcade vertrieben, der Download ist für 800 Punkte, also umgerechnet knapp 10,- Euro ab dem 2. Mai 2007 möglich - Microsoft zufolge ist das Spiel dann ab 10 Uhr morgens zu haben.
[Quelle: Golem.de,
http://golem.de/0705/51997.html ]
schade, daß es noch keine erweiterungen gibt. ich denke, das wird aber auch noch kommen