Mein Review zu I Am Legend:
Mit I Am Legend liefert "Constantine" Regisseur Francis Lawrence einen durchschnittlichen Endzeit-Thriller ab, der leider hinter seinen Erwartungen zurückbleibt.
Zuerst ein paar Worte zur leider sehr dünnen Story:
Eine Wissenschaftlerin entwickelt einen Virus gegen Krebs, der zuerst auch prächtig funktioniert, sich jedoch schnell zu einer weltweiten Epidemie ausweitet und 90% der menschlichen Rasse vernichtet. Die übrigen mutieren zu einer Art Vampir, sind lichtempfindlich und übernatürlich schnell und stark. Der anscheinend letzte Überlebende dieser Katastrophe ist, wegen seiner Imunität dem Virus gegenüber, der Militär-Wissenschaftler Robert Neville (Will Smith), der nun schon seit 3 Jahren, zusammen mit seinem Schäferhund durch das verlassene New York streift, Funksprüche nach eventuellen Überlebenden aussendet, sich Nahrung organisiert und in der Nacht mit wildgewordenen Mutanten rumschlägt. In seinem privaten Labor versucht er verzweifelt ein Gegenmittel für den Virus zu finden.
Der Plot ist eigentlich garnichtmal schlecht und würde Raum für einige interessante Storyelemente lassen, wie es auch schon die Buchvorlage - die Novelle "I Am Legend" von Richard Matheson aus dem Jahre 1954 - gezeigt hat. Der nun vorliegende Film kratzt jedoch nur oberflächlich an der im Buch erzählten Story. Zum einen kommt die Geschichte nur sehr langsam in Fahrt - in der ersten Stunde passiert sozusagen nichts - und zum anderen wird sie dann ganz plötlich doch noch versucht zu erzählt und in viel zu kurzen 30 Minuten abgehandelt. Die im Buch vorkommende Gesellschaftskritik, sowie viele andere interessante Elemente wurden Hollywood typisch glattgebügelt oder komplett umstrukturiert, sodass der Film in Sachen Story extrem viel Potential verschenkt.
Die Rückblenden, die zur Vorgeschichte beitragen sollen sind beispielsweise keine schlechte Idee, verraten jedoch nur nochmal das, was man eh schon weiß und sind somit in gewisser Weise überflüssig. Genauso wie das Ende, welches in meinen Augen viel zu schnell kam und mit irgendwelchen Andeutungen noch versucht einen auf intelligent und vielschichtig zu machen - ohne zu viel zu verraten: was soll das mit den Schmetterlings-Symbolen am Ende eigentlich bedeuten? Da ist dem Regisseur nach einer Stunde Film wohl eingefallen, dass er doch noch eine Story reinbringen muss.
Insgesamt wurde die Geschichte also mehr oder weniger total vermurkst und der Film hinterlässt beim Zuschauer somit ein fragendes Gesicht.
Jetzt kommen wir jedoch zu den guten Seiten von I Am Legend. Wie schon beschrieben beginnt die eigentliche Story erst nach gut einer Stunde, was sicherlich nicht lobenswert ist, zu Beginn des Films jedoch viel Zeit für grandiose Einstellungen lässt. Die vollkommen leere und verwitterte Stadt wurde perfekt in Szene gesetzt. Der nur spärliche Einsatz von Musik und die atemberaubenden Panoramaaufnahmen von menschenleeren Straßen und Häuserblocks hinterlassen tatsächlich das Gefühl von Einsamkeit. Wenn Robert Neville allein mit seinem Hund durch die mitlerweile hüfthohen, in der Stadt wachsenden Gräser schleicht und versucht sich ein Reh zu schießen, welches dann jedoch von einem Löwen gerissen wird, entsteht wirklich eine beeindruckende Atmosphäre. Auch die Gespräche mit extra aufgestellten Schaufensterpuppen oder das ständige Ansehen von alten Nachrichten-Aufzeichnungen verdeutlichen die extreme Lage, in der sich der Hauptcharakter, der letzte Mensch auf der Welt, befindet. Natürlich wird diese Stimmung noch von einem grandiosen Will Smith unterstützt. Er spielt seinen veralassenen und hilflosen Charakter so gut, dass der Zuschauer mit ihm zusammen leidet und sich freut. Dafür, dass Will Smith den Film sozusagen komplett alleine tragen muss, macht er das sehr überzeugend. Hier sieht man mal wieder, dass der Mann ein richtig guter Schauspieler ist.
Die erste Stunde verhindert mit grandiosen Einstellungen, einer dichten Atmosphäre und einem großartigen Smith also, dass der Film total daneben geht. Denn auch die Horror- und Actioneinlagen können nicht völlig überzeugen. Die nächtlichen Ausflüge und Zusammentreffen mit den Invizierten sind zwar meistens spannend, jedoch sehr stumpfsinnig, da die Mutanten im Film sehr viel hirnloser dargestellt werden, als es sich Richard Matheson in seinem Roman ausgedacht hat. Somit verkommen diese Szenen oft zu simplen "Zombi"-Einlagen, die weitauf intelligenter hätten werden können. Überhaupt hätte man die meiner Meinung nach zu deutlich sichtbare CGI-Version der Vampirmutanten anders gestalten können - diese können nichtmal sprechen, hetzten durch die Gegend wie von der Tarantel gestochen und bleiben somit auch hinter der Darstellung im Buch zurück.
Insgesamt bietet I Am Legend schöne Aufnahmen, die ohne viel Musik auskommen, von einem grandiosen Smith getragen werden und atmosphärisch top sind - dadurch auch ein wenig über die kaum vorhandene Story hinwegtrösten können. Von dieser hätte ich mir nämlich weitaus mehr erwartet, da sie einen interessanten und spannenden Ansatz bietet, durch die schnelle Abhandlung im letzten Drittel des Films jedoch viel zu kurz kommt. Die Horror-Einlagen sind durchaus spannend, jedoch nur sehr kurzweilig und wegen der zu flinken und dummen Mutanen leider nicht sehr innovativ und in anderen Filmen schon ähnlich gesehen. Die grandiose erste Hälfte des Films hebt I Am Legend zwar über den Durchschnitt, die links liegen gelassene Story, mit einigen Logiklöschern und ungeklärten Fragen, aus denen man ein Buch so dick wie die Bibel zusammenschreiben könnte, verhindern jedoch den Aufstieg in die Oberliga der Endzeit-Thriller. Da kann ich leider nur 6,5 von 10 Punkte geben. Nicht wirklich schlecht, aber in meinen Augen nicht der erhoffte Hit - kurze und Bildgewaltige Unterhaltung für den nach Endzeit lüsternden Zuschauer.