GTA San Andreas
Sexszenen-Kontroverse führt zu Produktionsstopp
Das Game "GTA: San Andreas" gibt es in Amerikas Supermärkten künftig nicht einmal mehr unter dem Ladentisch: Die Altersfreigabe wurde auf "Ab 18" hoch gestuft - das bedeutet das Aus für den Verkauf bei Walmart, Best Buy und anderswo. Die Produktionsfirma zog umgehend die Notbremse.
Die Kontroverse um den "Heißen Kaffee" genannten, im Internet erhältlichen Freischaltcode für verborgende Sexszenen im Spiel "Grand Theft Auto: San Andreas" führte am Donnerstag zur zumindest vorläufigen Einstellung der Produktion des Spieles. Grund dafür ist die Neueinstufung von "GTA" durch das amerikanische Entertaining Software Rating Board (ESRB), das die Altersfreigabe des äußerst populären Konsolen-Games von "M" für "Mature" (ab 17 Jahre) auf "AO" für "Adult Only" (ab 18 Jahre) hochstufte.
Das Spiele-Unternehmen Take Two und seine angeschlossene Produktionsfirma Rockstar Games müssen als Folge mit hohen Verlusten rechnen: Die Lobby für den Spielevertrieb, die Interactive Entertainment Merchants Association reagierte prompt und kündigte an, das Game in seiner jetzigen Version nicht mehr in den angeschlossenen Märkten zu verkaufen. Die großen amerikanischen Supermarktketten Wal-Mart, Target und Best Buy nehmen es somit komplett aus dem Sortiment, da die Filialen grundsätzlich keine Spiele "Für Erwachsene" verkaufen.
Weiterhin musste Take Two zugeben, dass die expliziten Szenen in der Tat auf den verkäuflichen Versionen für die Xbox, die Playstation 2 und den PC enthalten seien und nicht das Werk böser Hacker, wie bislang behauptet. Jim Ankner, Sprecher von Take Two äußerte sich dazu gegenüber der Nachrichtenagentur "AP": "Der Schnitt und der endgültige Abschluss eines jeden Games sind eine komplizierte Angelegenheit und es ist nicht unüblich, dass nicht genutzte wie nicht fertig gestellte Inhalte auf der CD zurück bleiben."
Rockstar Games kündigte als Reaktion auf die Neueinstufung und den faktischen Verkaufsstopp durch die großen amerikanischen Ketten umgehend an, die Produktion des Games einzustellen. Bald soll ein Software-Patch angeboten werden, der verhindern soll, dass die besagten Szenen auf den im Moment noch käuflichen Versionen zu sehen sind. Außerdem soll ein verbessertes Update des Games im kommenden Quartal wieder unter "M", also ab 17 Jahren erhältlich sein.
Der Wirbel um die für die USA so skandalösen Szenen war durch ein "Mod" des Niederländers Patrick Wildenborg ausgelöst worden. Seine Game-Modifikation mit dem unschuldigen Namen "Hot Coffee" legt bestimmte Features im Game frei, die normalerweise nicht zugänglich sind, aber verborgen noch auf der DVD beziehungsweise CD-Version enthalten waren. Bei den beanstandeten Inhalten handelt es sich um pixelige Sexszenen, denen Amerikas Jugendwächter offenbar einen größeren schädlichen Einfluss zusprechen, als den deftigen Gewaltszenen, die man in "GTA: San Andreas" ohnehin durchspielen kann.
Für Take-Two, den Herausgeber des Spieles, ist der Skandal rund um GTA eine Katastrophe. Die Aktien des Unternehmens fielen nachbörslich, als die Nachricht der Neueinstufung öffentlich wurde, um 6,72 Prozent. Take-Two kündigte umgehend an, dass in Anbetracht des Verkaufsstopps in den USA die Umsatzerwartung für das laufende wie kommende Quartal nach unten korrigiert werden müsse.
Die Entwicklung qualitativ hochwertiger Videospiele für Konsolen und PC kostet heute zweistellige Millionensummen. GTA gilt als eine der aufwendigsten Produktionen überhaupt. Das Spiel - ein weltweiter Bestseller - ist erst seit wenigen Wochen im Verkauf.
Quelle: [url=http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,366144,00.html]www.spiegel.de[/url]