Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers:
Vorweg eine minimale Spoilerwarnung: ich versuche in meiner Kritik so wenig wie möglich zu spoilern, jedoch gibt es einfach Filmmomente, die ich ansprechen möchte. Die Vorraussetzung zum lesen meines Reviews ist lediglich der Trailer. Hat man diesen gesehen wird man in den folgenden Zeilen keine Überraschungen erleben. Wenn man jedoch ganz jungfräulich, also sogar ohne Trailerwissen, an den Film rangehen möchte, sollte man meine Kritik unauffällig überlesen und sich sofort dem letzten Absatz, dem Fazit, zuwenden. Dieses ist, wie immer, spoilerfrei und fasst die Pros und Contras des Films kurz zusammen.
Auch der dritte Mumien Film ist wieder ein kurzweiliger Action-Abenteuer-Nobrainer, der unterhält, aber trotzdem der schlechteste Teil der Trilogie ist. Zuerst einmal komme ich aber auf die positiven Seiten des Films zu sprechen:
Das neue Setting tut der Filmserie, meiner Meinung nach, sehr gut. Wegen der asiatischen Location verschwindet diesmal zwar die typisch ägyptische, einbalsamierte Mumie und wird durch eine neue, versteinerte Version ersetzt, aber das tut dem Film keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: die sehr interessante und vor allem Wahre (bis auf die Fantasyelemente natürlich) Geschichte rund um den Drachenkaiser weiß zu unterhalten und hat mir prächtig gefallen - hier muss ich aber anmerken, dass ich ein recht großer Asia-Fan bin und daher eine besonders positive Beziehung zu diesem Teil der Welt habe
Zum erfrischenden Mumienwechsel gesellen sich, die aus den alten Filmen bekannten, für das Genre typischen, Actionsequenzen, Abenteuereinlagen und Comedyelemente. Insgesamt funktionieren diese Mischung auch im neusten Teil wieder recht gut, jedoch wurde zu häufig versucht noch witziger, noch bombastischer und noch abgefahrener zu sein, sodass manch ein Storyabschnitt ins Lächerliche abdriftet. Dazu aber gleich mehr, wenn ich zu den Kritikpunkten des Films komme.
Die Schauspieler machen ihre Sache diesmal nur "gut", leider nicht mehr. Fraser kommt mir irgendwie nicht so motiviert vor, wie er es noch in den Vorgängern war und seine filmische Beziehung zu Maria Bello will auch nicht so wirklich in Fahrt kommen. Diese halte ich zwar für eine hervorragende Schauspielerin und sie spielt ihre Rolle auch sehr routiniert, aber das Zusammenspiel der beiden Hauptcharaktere ist nicht so stimmig, wie das des alten Filmehepaars Fraser und Weisz. Die alten Nebencharaktere wie beispielsweise Rick und Evelyns (mitlerweile erwachsener) Sohn Alex oder Onkel Jonathan spielen nun eine wichtiger Rolle, jedoch gibt es hier keine sonderlich außergewöhnlichen Schauspielkünste zu sehen. Nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut ist die Leistung dieser zu beurteilen.
Neben den bekannten Charakteren gibt es auch noch einige neue Figuren zu bestaunen. Jet Li als Mumie ist eine durchaus angenehme Besetzung, kann aber nicht viel von sich oder seiner Kampfkunst zeigen, da er die meiste Zeit als CGI-Wesen über den Schirm wandert. Anthony Wong Chau-Sang und Michelle Yeoh (zwei sehr bekannte und großartige asiatische Schauspieler) können sich in ihren simplen Rollen, genau wie Li, nicht sonderlich gut entfalten und spielen für ihre Verhältnisse mehr schlecht als recht (wobei "schlecht" bei solch guten Schauspielern mehr in die Richtung "guter Durchschnitt" geht).
Dass zwischen den Schauspielern und somit auch den Filmfiguren keine wirkliche Beziehung aufgebaut wird liegt wahrscheinlich nicht nur an der Neubesetzung der Evelyn, sondern auch am nicht sonderlich ausgearbeiteten Drehbuch. Der Witz und Charme, den Rick und Evelyn in den ersten zwei Teilen versprüht haben ist fast völlig verschwunden. Lediglich in der ersten dreiviertel Stunde (welche insgesamt am besten ist und am ehesten an die alten Zeiten anknüpfen kann) gibt es einige frische und für die Serie trotzdem typische Momente, sowie allerlei kleine Anspielungen zu sehen, welche Kenner der Vorgänger sicher erfreuen werden. Danach lässt der Film jedoch nach und bis auf die Action, einige nette Effekte und 1:1 aus den Vorgängern übernommene Szenen und Gags erinnert nicht mehr viel an die gelungenen ersten zwei Abenteuer.
Man merkt leider deutlich, dass hier Actionregisseur Rob Cohen das Ruder in der Hand gehalten hat.
Wo vor allem "Die Mumie 1" noch durch Humor und Abenteuerfeeling punkten konnte, versucht Cohen den Schwerpunkt nun auf die Action und Effekte zu verlegen, wie es schon in "Die Mumie kehrt zurück" immer mehr der Fall war. Diese kann sich zum Großteil auch sehen lassen - beispielsweise ist die erste Actionszene so imposant, wie in manch einem anderen Film das Finale - jedoch sind die Verfolgungsjagten und Auseinandersetzungen mit der Mumie meist viel zu hecktisch und unsauber geschnitten (simple Überblendungen, wie aus dem MovieMaker müssen in einem so teuren Film doch nicht sein) und auch die Kamera hat nicht immer die beste Position. Die Action ist an Sich schön inszeniert, doch Cohen kann sie und besonders die Nicht-Action-Szenen nicht sonderlich gut einfangen.
Dazu kommt noch, dass Immer wieder das bescheuerte und uninspirierte Drehbuch auffällt. Die Dialoge sind abgedroschen und selten witzig - beispielsweise nervt Evelyns Bruder durch unglaublich penetrant nervige Sprüche, die so alt sind, wie die Mumie perönlich. Hier fehlt ganz eindeutig der Feinschliff und die Frische des ersten Films. Auch die im Trailer gesehenen Yetis oder der dreiköpfige Drache wirken total deplatziert und völlig überzogen. Die Mumien Filme waren zwar schon immer Fantasyfilme, jedoch wären die bescheuerten "Fabelwesen" im neusten Teil nicht nötig gewesen. Wenn man sie wenigstens vernünftig eingeführt und in die Story eingebunden hätte - so sind sie nur unsinniges und fast schon lächerliches Beiwerk, das den Filmfluss stört.
Dazu kommt noch, dass man die Herkunft (hier: der Computer) der Kreaturen viel zu deutlich sieht. Gegen CGI habe ich nichts und in den meisten Fällen (beispielsweise im Finale) wurden am PC erzeugte Figuren und Effekte schön in das Gesamtbild eingefügt, aber gerade die "Fabelwesen" wirken wie aus einem Computerspiel und dadurch nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch fehl am Platz. Ansonsten kann die Inszenierung mit echten Explosionen (vor allem in der ersten Filmhäfte ist noch Vieles handgemacht), einigen imposante CGIs und tollen Kulissen punkten. Wie beim zweiten Teil handelt es sich bei "Das Grabmal des Drachenkaisers" hauptsächlich um simples, aber eben optisch ansprechendes Popcornkino.
Wären die großen Schnitzer im Drehbuch, sowie die schlechte Regiearbeit Cohens - und die damit verbundenen dämlichen Dialoge (Rick beim Auftreten der Yetis: "Was sind das denn für Schneemänner?" ), sowie unfreiwillig komische Szenen (dreichköpfiger Drache, Yetis, Szene im Flugzeug, und noch einige mehr) - nicht gewesen, hätte das dritte Mumienabenteuer wenigstens so unterhaltsam wie sein direkter Vorgänger sein können. Mit simpler Story und nicht immer passenden CGI-Effekten hatte nämlich schon "Die Mumie kehrt zurück" zu kämpfen, konnte mich aber trotzdem mit Witz und reichlich Action überzeugen.
"Das Grabmal des Drachenkaisers" bietet eine simple, aber, durch den Wechsel des Austragungsortes, immerhin frische Story, einige durchaus ansehnliche Actionszenen mit gutem CGI-Einsatz und die alten, immernoch sympatischen Charaktere. Leider werden diese von ihren Schauspielern nich mehr mit so viel Leidenschaft verkörpert, wie noch zu Beginn der Filmreihe und die hochkarätigen, asiatischen Darsteller sind eindeutig unterfordert. Auch das Drehbuch weist einige extreme Logiklöcher und Fehlplatzierungen auf und kopiert dreist die beiden Vorgänger, sodass Humor, Figuren und auch die Action darunter zu leiden haben. Trotzdem kann auch der neuste Teil als sinnfreier, optisch gelungener und unterhaltsamer Popcornfilm gehandelt werden - auch wenn es ihm an "Seele" fehlt und er daher der schlechteste Teil der Trilogie ist. Einiges wurde richtig gemacht, vieles aber auch falsch und Rob Cohen als Regisseur halte ich einfach für eine Fehlbesetzung. Wer Teil 2 mochte wird auch am Drachenkaiser seinen Gefallen finden, wer die Rückkehr der Mumie jedoch schon als zu abgedreht und CGI-lastig empfand sollte einen weiten Bogen um den neusten Ableger machen.
Inkl. "Die Mumie"-, Fraser- und Asia-Bonus gibt es gerade noch überdurchschnittlich gute:
6/10 Punkte
Für mich, als Fan der ersten Filme, bis jetzt die größte Enttäuschung in diesem Kinojahr. Ein netter, sinnbefreiter Film ist es aber trotzdem.